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Ober- und Unterstadt? Siegens Ringen ums Zentrum

In Siegens Brust schlagen zwei Herzen. Das historische in der Oberstadt auf dem Siegberg und das noch junge Einkaufs- und Geschäftszentrum in der Unterstadt im Siegtal – verbunden durch eine neue „Mitte“, die nach der Freilegung des namensgebenden Flusses 2012 in neuem Glanz erstrahlt.

Siegen wächst über sich hinaus

Die Oberstadt ist seit mehr als 1.000 Jahren Siegens historische Stadtzentrum. Bis ins 19. Jh. konzentriert sich hier auf dem von der Stadtmauer umgebenen Siegberg das Leben der Menschen.  Die heutige Unterstadt mit Hauptbahnhof und pulsierenden Einkaufspassagen ist damals eine Sumpf- und Wiesenfläche. An einem Weiher, etwa dort, wo heute die Sandstraße verläuft, drehen sich Mühlen. Dann kommt das Jahr 1861 – ein Meilenstein für Siegen und gleichzeitig Geburtsstunde der Unterstadt. Ein wenig abseits des Stadtzentrums eröffnet am 5. August die Ruhr-Sieg-Strecke von Hagen nach Siegen. Kohle aus dem Ruhrgebiet wird zur Verhüttung ins Siegerland transportiert, die Siegener Bevölkerung steigt innerhalb von 14 Jahren von 3.421 auf 12.902 Einwohner. Im Zuge des Wachstums werden Teile der Stadtmauer geschliffen und es entstehen prächtige gründerzeitliche Gebäude zwischen Altstadt und dem neuem Verkehrszentrum. Die einstige architektonische Schönheit Siegens belegen heute nur noch historische Bildaufnahmen …

Der Zweite Weltkrieg verändert das Stadtbild

Bis zum großen Bombenhagel 1944 blieb Siegen weitestgehend von Luftangriffen verschont. Unter Bürgermeister Alfred Fißmer (1878–1966) wurden zahlreiche Hochbunker und Schutzräume in alten Bergwerkstollen eingerichtet, um Siegens Bevölkerung zu schützen. Doch als am 16. Dezember 1944 um kurz vor halb 12 in England rund 100 Lancaster-Bomber in Richtung Siegen starten, sollte sich alles ändern. Um kurz vor 3 Uhr am Nachmittag gehen um die 50.000 Brand- und 500 Sprengbomben auf die Stadt hernieder. Nur sieben Minuten später liegt Siegen in Schutt und Asche. Noch heute werden bei Bauarbeiten Blindgänger gefunden, die nicht detoniert sind, und im Stadtgebiet zu großen Evakuierungs- und Entschärfungsmaßnahmen führen.

Technisch und funktional – der Neuanfang

Die Zerstörung der vielen historischen Gebäude verlangte nach einem radikalen, städtebaulichen Neuanfang. Die Oberstadt wurde weitestgehend nach historischem Vorbild wiederaufgebaut, während die Unterstadt zwischen Bahnhof und Siegberg den – aus heutiger Sicht – eher funktionalen und autolastigen Städtebaukonzepten der 1960er-Jahren zum Opfer fiel. Die prachtvollen gründerzeitlichen Fassaden der Bahnhofstraße mit ihren Restaurants, Cafés und Hotels wichen einer eher pragmatischen Neubebauung mit Großkomplexen für Handel und Büros.  

Steilste Fußgängerzone Deutschlands

Auch wenn sich Siegens Einkaufszentrum nach der Schließung des Kaufhofs in der Oberstadt mehr und mehr in die Unterstadt verlagerte, ist die Fußgängerzone von der Ober- in die Unterstadt ein prägender Dreh- und Angelpunkt im Stadtbild. Und sie ist einzigartig und mit ganzen zehn Prozent Steigung die steilste in ganz Deutschland. Bereits 1910 versuchte man, den Aufstieg zu erleichtern: mit der Oberstadtbahn, einer elektrischen Kleinbahn, die sich nur mühsam den Weg durch die schmalen, steilen Gassen der Altstadt bahnte und schon nach vier Jahren ihren „schwerfälligen“ Betrieb einstellen musste. Seit 2006 erschließt nun der nostalgische Hübbelbummler die Oberstadt. Sie ist geprägt von eher kleineren inhabergeführte Läden, Cafés und Restaurants, die dank dem Einzug der Universität in das Untere Schloss und den Stadtkern auf einem guten Weg zum wiederbelebten Zentrum ist.

Weitere Infos unter: https://visitsiegen.de/magasin/details/siegen-mitte-so-kommt-die-uni-in-die-stadt