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Vom Mädchengymnasium zum Kulturhaus 

Deutsches Kaiserreich, 1830er-Jahre. Die preußische Verwaltung sendet immer mehr Beamte nach Siegen. Sie kommen mit ihren Familien und fordern eine „höhere Mädchenanstalt“, sprich bessere Bildung, für ihre Töchter. Bereits wenige Jahre später ist es soweit: Das „Staatliche Neusprachliche Gymnasium“ nimmt seinen Betrieb auf.

Als die Schülerinnenanzahl weiter steigt und die bereitgestellten Räume – private und Teile des Siegener Rathauses – nicht mehr ausreichen, werden Stimmen für ein eigenes Gebäude laut. Im März 1886 ziehen 120 Schülerinnen in den Neubau in der St.-Johann-Straße ein – einen hellen Ziegelbau mit großer Treppe zum Hauptportal. Ab 1911 nennt sich die höhere Töchterschule in Lyzeum um – ein Name, der das Gebäude bis heute prägt.

Der Zweite Weltkrieg

Das Gebäude des Lÿz in der Siegener St.-Johann-Straße ist eines der wenigen, das den schweren Bombenhagel auf Siegen im Dezember 1944 weitgehend unbeschadet übersteht. Nur knapp zwei Monate später geht es nicht so glimpflich aus: Zum Glück wird der Gründerzeitbau bis auf den ausgebrannten Dachstuhl und einige weitere Schäden nicht allzu hart getroffen. 

Die „wilden Mädchen“

Der Freiheitsgeist der 1968er-Bewegung trifft die Schülerinnen des Mädchengymnasiums mitten ins Herz. 1969 lehnen sich die Oberprimanerinnen kurz vor ihrem Abitur gegen Unterrichtsmethoden und Inhalte auf. Der schlimmste Dorn in ihren Augen ist das ständige Einmischen der Schule in ihr Privatleben. Der Streit gipfelt in Randalen, Protestzügen und Polizeieinsätzen, als eine Schülerin aufgrund einer Schwangerschaft von der Schule verwiesen wird. Schließlich greift der Streik auch auf das benachbarte Jungengymnasium über: Die „jungen Wilden“ besetzen die Aula der Ingenieurschule für Maschinenwesen und erzwingen den Rücktritt der Oberstudiendirektorin Ursula Erfurt. Nicht zuletzt dieser Streik und der aufkommende Streit um die Chancengleichheit von Mädchen und Jungen ebnen den Weg zur Einführung der Koedukation, zur gemeinschaftlichen Bildung für beide Geschlechter, die ab dem 1970er-Jahren Einzug in Siegen hält. 

Die Kultur kommt zurück 

1973 benennt sich das Mädchengymnasium in „Gymnasium Am Rosterberg“ um und zieht zwei Jahre später in einen Neubau auf den namensgebenden Stadtberg. Das Lÿz wird zum Technologiezentrum und beherbergt aufstrebende Unternehmen. Seine kulturellen Wurzeln werden erst 1989 mit dem Einzug des Siegener „Kultur!Büros“ wiederbelebt. Anfang der 1990er-Jahre feiern zahlreiche Theateraufführungen auf der Bühne des Kleinen Theaters im Lÿz Erfolge und aus dem „Kleinen Theater im alten Lyzeum“ wird das „Medien- und Kulturhaus Lÿz“. 

Weltstart Paul McCartney in Siegen

Im Sommer 1999 folgt einer der kulturellen Höhepunkte: Sir Paul McCartney stellt in der St.-Johann-Straße erstmals weltweit seine Bilder aus. Knapp 40.000 Besucher aus allen Ländern kommen nach Siegen und wollen seine Werke sehen. Warum Siegen? Der Tipp stammt von der 9-jährigen Frederike, Tochter des damaligen Kulturreferenten Wolfgang Suttner. Sie hatte gehört, dass McCartney auch Bilder male und fragte ihren Vater, warum er nicht mal etwas von ihm ausstelle. Suttner schreibt ihm kurzerhand und wird wenig später nach England eingeladen. Ihm ging es um Paul als Maler, der schon mit elf Jahren erste Kunstpreise gewann, und nicht als extrovertierter Milliardär, der das Malen als neues Hobby entdeckt hat. Der Weltstar gewinnt Vertrauen und entscheidet sich für das in seinen Kreisen völlig unbekannte Siegen als Ausstellungsort. Bis heute eine große Ehre für die Stadt und ein Besuch, der unvergessen bleibt.   

Weitere Infos gibt’s hier: www.lyz.de