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Grünes Licht für den Herrengarten!

Warum heißt der Siegener Herrengarten eigentlich Herrengarten? Das haben sich in den letzten Jahrzehnten bestimmt einige gefragt, denn von einem Garten war weit und breit nichts zu sehen. Was viele nicht wissen: seinen historischen Namen trägt der Herrengarten zu Recht, denn hier errichtet Wilhelm Moritz von Nassau-Siegen im 17. Jh. auf drei Hektar Größe einen prunkvollen Lustgarten mit drei Zugängen, schmiedeeisernem Gartentor, Herrenhaus, Orangerie, Teehaus und Lusthäuschen. Nach jahrzehntelanger Bebauung wird der Herrengarten nun im Rahmen eines Städtebauförderprojekts wieder zur grünen Oase im Herzen Siegens.

Ein Lustgarten in Siegen?

Genau den errichtet 1669 Fürst Wilhelm Moritz von Nassau-Siegen am Ufer der Sieg. Mit viel Liebe zum Detail, ein wenig Selbstdarstellung und zum Amüsement der Hofgesellschaft entsteht zu Füßen des Unteren Schlosses eine prächtige und hochmoderne Parkanlage mit Herrenhaus, Lust- und Teehäuschen, bunten Blumenbeeten und Steinstatuen antiker Göttinnen und Götter. Der Garten reicht nach seiner Fertigstellung von der heutigen Bahnhofstraße über das Postgelände und das heutige Knappschaftsgebäude bis hin zum Erlebniswald Historischer Tiergarten in Weidenau, zu dem eine prächtige Fichtenallee führt. Besonderer Blickfang ist die Orangerie: Dort wachsen für Siegener Verhältnisse seltene Pflanzen wie Zypressen, Orangen- und Zitronenbäume, Pomeranzen, Lorbeer-Kirsch-, Honig- und Granatapfelbäume.  

Der Park schrumpft

Als Mitte des 19. Jh. die Eisenbahn nach Siegen kommt, muss etwa die Hälfte des Parks weichen. Siegen wächst und die Unterstadt wird zum zweiten Stadtzentrum. 1911 erwirbt die Stadt das Areal und beginnt mit dem Bau des Knappschaftsgebäudes und weiterer Häuser. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgen weitere Bebauungspläne, die aufgrund von Geldmangel jedoch nicht realisiert werden. Der Herrengarten wird schließlich gebührenpflichtiger Parkplatz. Das Einzige, das noch an die einstige Gartenpracht erinnert, ist das Teehäuschen. 1965 muss auch es weichen. 1977 siegt die Urbanisierung und das letzte Stück Herrengarten wird zu einem zweigeschossigen Geschäftshaus.      

Aufbruch „Zu neuen Ufern“

Grünflächen bedeuten Lebensqualität, gerade in hektischen Innenstädten. Hinzu kommt der Abriss der Siegplatte, einer Parkfläche, die die Sieg gänzlich unsichtbar machte. Nach der Renaturierung des Fluss- und Uferbereichs empfinden sowohl Stadt als auch Bürger das Geschäftshaus am Herrengarten als „Fremdkörper“. Es heißt: zurück zu den historischen Wurzeln des Orts. Gerade entsteht hier im Rahmen des Projekts „Siegen – zu neuen Ufern“ ein moderner Bürgerpark, der die umliegenden historischen Gebäude wieder erstrahlen lässt und mit der Öffnung zur Sieg hin ein Frei- und Grüngelände mit besonders hoher Aufenthaltsqualität bietet.

Unter dem Motto „Herrengarten wird HerrenGARTEN“ ist eine modern gestaltete Parkanlage geplant – mit viel Grünfläche, gemütlichen Bänken und einer Tanz- und Aktionsfläche, einem beleuchteten Podest, das als Bühne genutzt werden kann, und Spielmöglichkeiten für Kinder wie Lauftrommel, Slackline-Pfähle und ein barrierefreies Trampolin. Besonderer Blickfang ist das Wasserplateau, das Garten und urbane Fläche miteinander verbindet. Auf seiner steinernen Oberfläche ist der historische Plan des Herrengartens zu sehen, so wie er einst, vor mehr als 350 Jahren, angelegt wurde. Der neue Bürgerpark „Herrengarten“ soll bis Mitte 2024 fertig sein.